Nachruf für Herrn Professor Dr.-Ing. Heinz Weißmantel

Nachruf für Herrn Professor Dr.-Ing. Heinz Weißmantel

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem langjährigen Kollegen und Wegbegleiter, Professor Dr.-Ing. Heinz Weißmantel, der am 9. November 2024 im Alter von 90 Jahren verstorben ist.

Professor Weißmantel begann seine akademische Laufbahn nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums als Diplomingenieur 1965. Er gehörte zur ersten Generation von wissenschaftlichen Mitarbeitern am neu gegründeten Lehrstuhl „Elektromechanische Konstruktionen und konstruktive Entwicklung elektromechanischer Geräte“. Professor Curt Brader gründete 1963 diesen Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Darmstadt.

Nach seiner Promotion 1971 im Bereich der elektrischen Kleinmotoren wechselte er, wie damals üblich, für fünf Jahre in die Industrie, zunächst als stellvertretender Entwicklungsleiter bei Hella in Lippstadt, später als Geschäftsführender Direktor der Faulhaber GmbH in Schönaich bei Stuttgart.

1975 erhielt er den Ruf auf die neu geschaffene Professur für „Technologie der Feinwerktechnik“ am Institut für Elektromechanische Konstruktionen der Technischen Hochschule Darmstadt, die er 1976 antrat. Gemeinsam mit den Professoren C. Brader, H. Buschmann und später B. Cramer prägte er ab Juli 1976 das Institut durch eine interdisziplinäre, industrienahe und methodische Ausrichtung auf Feinwerktechnik und Mikrotechnik. Zu seinen Hauptforschungsgebieten gehörten:

• Die Optimierung elektrischer Kleinantriebe.

• Die Entwicklung von Konzepten für die Montage, Demontage und das Recycling feinwerktechnischer Geräte, einschließlich eines Regelwerks für das montagegerechte Konstruieren.

• Die Verbesserung der Mensch-Maschine-Kommunikation, insbesondere durch die Einführung haptischer Schnittstellen zwischen Bediener und Maschine.

• Das Design von benutzerfreundlichen und seniorengerechten Geräten, wobei er in den 1990er Jahren im Rahmen des Projekts SENSI ein Regelwerk für altersgerechtes Design entwickelte.

Seine wissenschaftlichen Leistungen fanden Ausdruck in zahlreichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und auf internationalen Konferenzen. Zudem wirkte er an mehreren Fachbüchern mit. Besonders am Herzen lag Professor Weißmantel die Lehre. Er begleitete viele Studentengenerationen im Bereich „Elektromechanische Konstruktionen“ und später „Mikro- und Feinwerktechnik“. Als aufgeschlossener Pädagoge war er für seine Begeisterung und seine Nähe zu den Studierenden bekannt. Zahlreiche Diplomarbeiten, Projektarbeiten und vor allem Dissertationen wurden von ihm mit Engagement betreut und konnten erfolgreich abgeschlossen werden.

Ein besonderes Anliegen war ihm der Aufbau der Projektseminare „Praktische Entwicklungsmethodik“ (PEM), die in den Ingenieurwissenschaften einen einzigartigen Stellenwert einnahmen und weit über Darmstadt hinaus Anerkennung fanden. Ein herausragendes Projekt war die gemeinsame Entwicklung eines Solarmobils. Das 1984 erzielte Ergebnis war weit der Zeit voraus. Das damals und als studentische Arbeitsgruppe in den Folgejahren geschaffene Know How für batteriegetriebene Fahrzeuge fand seine Anwendung in der heutigen Darmstädter Firma „AKASOL“.
Für seinen Beitrag zur Lehre wurde er 2013 als Mitglied des Teams mit dem „Hessischen Exzellenzpreis in der Lehre“ ausgezeichnet.

Neben seiner Arbeit in der Lehre engagierte sich Professor Weißmantel auch intensiv in der Hochschulselbstverwaltung und in Fachorganisationen. Er war zweimal Dekan des Fachbereichs Nachrichtentechnik und langjähriger Geschäftsführender Direktor des Instituts für Elektromechanische Konstruktionen. Zudem wirkte er als Fachgutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), als Mitglied im Beirat für Feinwerktechnik und in zahlreichen weiteren Fachgremien aktiv mit. Besonders hervorzuheben ist seine Unterstützung beim Neuaufbau der Institute für Mikro- und Feinwerktechnik an der TU Dresden und der TU Ilmenau in den Jahren 1991 bis 1993, wo er als Fachgutachter tätig war.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der Universität im Jahr 1999 blieb er dem Institut mit Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten verbunden. Er war Gründungsmitglied und viele Jahre Vorsitzender sowie bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender des Alumni Fördervereins „Freunde der praktischen Entwicklungsmethodik an der TU Darmstadt e.V.“ (EMKlub).

Das Wirken von Professor Heinz Weißmantel hat tiefe Spuren im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik hinterlassen.

Alle, die mit ihm zusammenarbeiten konnten, werden sein Andenken in Ehren halten. Wir verlieren einen herausragenden Wissenschaftler, Pädagogen und menschlichen Wegbegleiter. Seine Werte, sein Engagement und seine hilfsbereite Art werden uns stets als Vorbild dienen.

Im Namen des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik und des Fördervereins EMKlub

Prof. Roland Werthschützky und Dr.-Ing. Robert Jung

Darmstadt, Dezember 2024.

Von |2024-12-14T21:30:22+01:0014. Dezember 2024|Kategorien: Allgemein|0 Kommentare

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Über den Autor:

Robert Jung studierte von 1973 bis 1979 Elektrotechnik/EMK an der TU Darmstadt. 1985 wurde er in dem Fachgebiet Elektrische Kleinmotoren bei Prof. Buschmann promoviert. Anschließend begann er seine Industrietätigkeit bei der Braun AG in Kronberg im Bereich Forschung und Entwicklung. Bis 2013 war er bei Braun / Procter & Gamble Forschungs- und Entwicklungsdirektor für die Produktbereiche kosmetische Haarentfernung & Haarpflege. Er ist Gründungsmitglied des EMKlub Fördervereins und war von  2014 bis 2024 erster Vorsitzender.

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