Wie alles begann

Wie kam ich zu EMK oder auch wie kam EMK zu mir?

1959 begann ich an der TH Darmstadt Energietechnik zu studieren. Eine Lehre als Elektromechaniker und ein Studium an der Ingenieurschule Darmstadt ging dem voraus. Man nannte das den zweiten Bildungsweg. Als ich dann 1964 mein Studium abgeschlossen hatte, wurde ich auf das neue Institut „Elektromechanische Konstruktionen und konstruktive Entwicklung elektromechanischer Geräte“ unter Prof. Dr.-Ing. Curt Brader aufmerksam. Vom Sehen kannte ich Prof. Brader. Wir fuhren öfters gemeinsam im Aufzug in den 4. Stock der damals starkstromtechnischen Institute. Dort im Raum 416, und nur in diesem Raum, befand sich die Keimzelle des Instituts EMK. Dr. Brader, im Fernschreiberlabor der Firma Siemens tätig, erhielt im Frühjahr 1963 den Ruf auf den neu gegründeten Lehrstuhl. Ich bewarb  mich also bei Prof. Brader und stellte mich bei ihm vor.

 

Prof. Brader

„Sie fehlen mir gerade noch“ sagte er, ich bin Maschinenbauer mit Erfahrung aus der Luftfahrttechnik und Vater des legendären Fernschreibers 100, ein Physiker, Herr Buschmann, auch aus dem Siemens-Fernschreiberlabor, ein Regelungstechniker, Herr Wächtler, ein Nachrichtentechniker, Herr Gerhard und sie, wir werden das Kind schon schaukeln. Innerhalb von zwei Wochen waren die Formalitäten erledigt und ich konnte meinen Arbeitsplatz im Raum 416 belegen, zusammen mit HiWi’s und der technischen Zeichnerin des Instituts. Sie kochte den Kaffee, in dem der Löffel stecken blieb. Das  Institut war Dank der Hilfe anderer Institute inzwischen auf ca. 350 qm gewachsen, einschließlich der von Herrn Engel geleiteten Werkstatt. Trotzdem waren Geld, Geräte und Platz Mangelware. Die Studentenarbeitsplätze wurden auf dem Flur im ersten Stock zwischen zwei Glastüren untergebracht. Jeder, der Prof.  Brader aufsuchte, auch die Professorenkollegen, bekam die Enge am Institut so eindruckvoll demonstriert. Platz und Geld waren in diesem Gebäude mehr als genug vorhanden. Nur standen diese dem neuen Institut nicht oder unzureichend zur Verfügung.

 

 

 

Prof. Buschmann

Ein völlig neuer Studienplan wurde erarbeitet, eine Bibliothek aufgebaut, Laboreinrichtung beschafft, Werkstatt eingerichtet, Vorlesungen und Praktika aufgebaut und natürlich auch gefeiert. Der Arbeitstag dauerte oft bis tief in die Nacht. Diskussionen zum Thema Ausbildung im Bereich des Konstruierens oder Vorbereitung der Vorlesung einschließlich vieler Vorlesungs- und Praktikumsversuche mit einfachen Mitteln, das Wesentliche aufzeigen, und den Studenten nahezubringen, war für uns, die wir ja alle kein EMK Studium absolviert hatten, Neuland. Wir waren berufen, etwas Neues auf die Beine zu stellen und herkömmliche Strukturen zu verändern und zu überwinden. So entstanden damals 1964/65 mit vielen Versuchen zur Gruppengröße und Themenvielfalt der zu bearbeiteten Aufgaben die Projektseminare wie sie heute noch üblich sind und ein Studienplan, der den Studenten viel mehr Freiheit ließ. Der Student konnte mehrere Schwerpunkte, die seinen Neigungen entgegenkamen, auswählen. Auch hatten die Studenten schon Diskussionsrecht in den Institutsgesprächen und bei der Notengebung zu Studien- und Diplomarbeiten. Die Möglichkeit der Erprobung des Vortrags vor dem Assistenten und einigen Studenten stammen aus dieser Zeit. Zusätzlich kam dann auch noch die Planung des neuen Institutsgebäudes auf die Mitarbeiter zu. Prof. Brader und Herr Dr.-Ing. A. Kessler (NT) wurden die Gesamtplanung mit dem Architekturbüro von Prof. Neufert übertragen.

 

 

 

Herr Engel

Prof. Brader war Dekan, und in einer sehr kritischen Zeit 1968/69 Rektor der Technischen Hochschule Darmstadt. In dieser Zeit übernahmen wir, die Assistenten, viele seiner Aufgaben und lernten so auch Vorlesungen aufzubauen und selbst zu halten. Zudem stieg die Zahl der Studenten regelmäßig an, bis zum Höhepunkt in den achtziger Jahren in der bis zu 80 Neuanfänger in der ersten EMK Vorlesung anwesend waren. Die Zahl der Mitarbeiter stieg allerdings nicht im gleichen Maße an. Deshalb haben wir, die erste Assistentengeneration mehr als die auch damals schon vorgeschriebenen 5 Jahre für die Dissertation benötigt. Ich bin nach meiner Dr. Prüfung in die Industrie gewechselt. HELLA, Lippstadt und FAULHABER, Schönaich waren die Stationen meines industriellen Wirkens. Ich konnte meine Erfahrungen aus der EMK-Zeit in jedem Fall nutzbringend einsetzen, sei es die Gruppenarbeit oder auch das selbständige Handeln. Ich verdanke diesen Jahren des Aufbaus am Institut sehr viel, bis heute. 1976 erhielt ich dann den Ruf auf eine neue Professur „Technologie der Feinwerktechnik“ am Institut EMK der TH Darmstadt. Das ist dann eine andere Geschichte…

Heinz Weißmantel

Von |2020-12-21T11:31:59+01:0021. Dezember 2018|Kategorien: Allgemein|0 Kommentare

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Über den Autor:

Robert Jung studierte von 1973 bis 1979 Elektrotechnik/EMK an der TU Darmstadt. 1985 wurde er in dem Fachgebiet Elektrische Kleinmotoren bei Prof. Buschmann promoviert. Anschließend begann er seine Industrietätigkeit bei der Braun AG in Kronberg im Bereich Forschung und Entwicklung. Bis 2013 war er bei Braun / Procter & Gamble Forschungs- und Entwicklungsdirektor für die Produktbereiche kosmetische Haarentfernung & Haarpflege. Er ist Gründungsmitglied des EMKlub Fördervereins und seit 2014 erster Vorsitzender.

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